Unsere Autoren

Rainer Ehrt ◊◊◊◊◊◊◊◊◊◊◊◊◊ Klaus Waschk ◊◊◊◊◊◊◊◊◊◊◊◊◊

Rainer Ehrt
(Kleinmachnow)

Ernst-Thälmann-Str. 64
14532 Kleinmachnow

Rainer Ehrt beim Vorgespräch über sein Buch ‚Figur&Kontext‘ am 19. März 2022 in Hamburg
– Foto Peter Engel

Biografie

1960 in Elbingerode / Harz geboren

1979 Abitur in Wernigerode

1979-81 »Grundwehrdienst«

1981-82 Grundlagenstudium Industriedesign an der »Hochschule für Industrielle

Formgestaltung« (Hochschule für Kunst und Design) Halle/Burg

Giebichenstein

1982/83 Druckereiarbeiter in Halle und Leipzig

1983-88 Studium Gebrauchsgrafik/ Illustration an der Hochschule Halle/Burg

Giebichenstein bei Gerhard Voigt (Gebrauchsgrafik),

Günther Gnauck (Schrift), Gudrun Brüne (Zeichnen), Rainer Schade,

Eva Natus-Salamoun (Illustration)

1984 Heirat mit der Designerin Julia Kretzschmar

1987 Umzug nach Kleinmachnow bei Berlin, Atelierbau

1989-91 Grafiker am Hans-Otto-Theater Potsdam

1987 Geburt der Tochter Charlotte

1993 Gründung Edition Ehrt für originalgrafische Bücher

2002 Geburt des Sohnes Johann

2005 Gründung der Künstlermesse »Art Brandenburg« (Mit D. Dietsche)

2007-12 Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin Weißensee

2009 Gründung Neuer Kleinmachnower Kunstverein »Die Brücke«

2015-16 1. Preis Wettbewerb / Realisierung Wandbilder für den Festsaal des

Brau- und Brennhauses Schloß Altlandsberg

1988 Preisträger Illustrationswettbewerb Verlag Neues Leben Berlin

1989 Preisträger Plakatwettbewerb »40 Jahre DDR«

1992 »Hundert Beste Plakate«

1993 1. Preis Plakatwettbewerb des Umweltministeriums des Landes

Brandenburg

1995 Preis des Berliner Senats beim Berliner Karikaturensommer

1996 »Silberner Gothaer« der »Gothaer Karikade«

1997 Helen-Abbott-Förderpreis für Bildende Kunst Washington / Berlin

1998 »Best political Cartoon« New Statesman Cartoon Competition London

2004 »Best of 2003 Illustration« 3×3 Magazine, New York

2007 Brandenburgischer Kunstpreis

2008 Grand Prix World Press Cartoon

2009 Preisträger Kosova Biennale

2010 Grand Prix Satyrikon Legnica

2011 Publikumspreis Deutscher Karikaturenpreis Dresden

2016 excellence award World Humour Award« Salsomaggiore 2020 Kunstpreis der Stadt Wernigerode

SELBSTPORTRÄT 1976 / 2022
Graphit 30x20cm

RAINER EHRT

In Nr. 242 des „Frankfurter Grafikbriefs“ schreibt der Kenner Wolfgang Grätz über Reiner Ehrt unter anderem:

„Seine große Porträtbegabung, die Neigung zu satirisch-kritischen Bearbeitungen historischer und gegenwärtiger Themen sowie die Lust an der Darstellung des prallen Lebens zeichnen einen Künstler aus, dem als einem 1960 in Elbingerode/Harz geborenen Arbeiterkind das spätere Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle/Saale nicht in die Wiege gelegt war. Schon früh entwickelte Ehrt Interesse an kritischer wie satirischer Kunst, an Illustration und Druckgrafik: „In meiner Jugend beschäftigten mich die Bilder Dürers und Goyas, Daumiers und Hogarths, der Käthe Kollwitz und des Alfred Kubin, von George Grosz, Max Beckmann und Otto Dix. Anstelle der westlichen Moderne haben der politisierte Bildwitz von John Heartfield, die Illustrationen Werner Klemkes und die Karikaturen des Simplicissimus Spuren bei mir hinterlassen, ebenso wie die wilden, melancholischen oder grotesken Figurenszenen von A. Paul Weber und Alfred Hrdlicka, Bernhard Heisig und Michael Mathias Prechtl.“…

„1982 nahm Ehrt ein Designstudium an der Burg Giebichenstein auf, das er nach zwei Semestern abbrach, um seine druckhandwerklichen Fähigkeiten in Druckerei-Praktika u.a. in Leipzig zu vervollständigen. Von 1983 bis 1988 studierte er dann Illustration, Typografie und Zeichnen, wieder an der Burg in Halle. … Ehrts Zeichnungen druckten unter anderem die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine, Die Zeit, Eulenspiegel, Cicero oder das ManagerMagazin. …Seine exzellente Beherrschung sämtlicher grafischer Techniken eröffnet ihm alle Möglichkeiten auch des original-grafischen Buches. Das kann schon mal mit 16 Original-Radierungen illustriert und in geprägtes Leder gebunden sein. Nach Kleinmachnow, von Berlin nur durch den Teltow-Kanal getrennt, kam Rainer Ehrt der Liebe wegen, seine Frau Julia ist ebenfalls Künstlerin.“

ANGELI & ENGEL ANGELI & ENGEL ANGELI & ENGEL ANGELI & ENGEL ANGELI & ENGEL

Klaus Waschk
(Hamburg)

Övelgönne, 23 22605 Hamburg      
Tel.: 040 8801315  klaus@waschk.de

Biografie

1941 geb. in Insterburg/Ostpr.   
(Chernyakhovskiy, Russia)

1961 Abitur in Bremen

1961/62 Studium an der Philipps-Universität, Marburg (Kunstgeschichte, Archäologie, Germanistik, Arbeit im Institut für Malerei und Grafik bei J.H. Höhl)

1962/66 Studium an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
(bei R. Daudert, Ch. Schellenberger, G. Böhmer)

1966/71 Studium an der Universität Hamburg, (Germanistik bei D. Möhn, H. Nicolai, H. Mayer)

1971/89 als Lehrer mit den Fächern Deutsch, Bildende Kunst, Pädagogik im Hamburger Schuldienst

1989 Berufung an die UDK Berlin als Prof. für Zeichnen und Malerei (nicht besetzt)

seit 1983 Lehrauftrag im Fach Zeichnen an der FH Hamburg, Fachbereich Gestaltung

1989 -2006 Professur im Fach Zeichnen an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg, Fachbereich Gestaltung –

2007 -2009 Gründungsdekan an der design-akademie-berlin, Berlin

1967 ff freischaffend (Kunst, Illustration), div. Ausstellungen, Buchprojekte und Auszeichnungen

Diese so übersichtliche Tabelle täuscht. Sie entwirft vereinfacht nachtragend Tätigkeitsfelder und ordentliche Abläufe, die so überschaubar nicht waren, im Gegenteil. Aber nach 80 Jahren lassen sich dennoch Arbeitsschwerpunkte, Interessenknoten und Leitmotive eingrenzen – für den Zeichner, Leser und auch Lehrer.

Die ersten 25 Jahre waren “ziemlich normal“. So ist auch der Titel eines biografischen Berichts, den ich 2019 mit 55 gezeichneten Bilderbögen veröffentlichen konnte (Klaus Waschk, ziemlich normal, Verlag Gudberg und Nerger, Hamburg 2019). Matthias Gubig schreibt darüber in den Marginalien (hrsg. von der Pirckheimer-Gesellschaft, 234.Heft 2019/3): „Beginnend mit der bitteren Realität: Vater gefallen, Mutter mit dem kleinen K. auf der Flucht, Leben und Einleben in der norddeutschen Fremde … Erinnerungen an Kindheit und Jugendjahre fordern drastische Übersteigerungen heraus, zugleich aber dokumentarisch klare Schilderung. (…) Authentischer geht’s nicht (…).    Nach dem Betrachten und Lesen der Waschk’schen Schilderung bleiben vor allem Momente rastlosen Suchens haften. Ich werde durch Kabuffs und Spelunken eines wüsten Studentenlebens geführt, auch durch die Lehr- und Hörsäle als Räume erotischer Träume und Aktionen des ’bohämisierenden Jungkünstlers’.

Und Matthias Gubig fragt etwas verwundert, wie ich es aus diesen chaotischen Zuständen zu hoher Zeichkunst und feiner Bildung’ bringen konnte. Zu schmeichelhaft … aber die Antwort findet er in einem Satz Demokrits in meinem Buch ‚Die Fragmente der Vorsokratiker’ (Abschriften/Zeichnungen, Hamburg 1999):  ’Weder Kunst noch Wissenschaft ist etwas Erreichbares, wenn man nicht lernt.’ Damit war ich dann in den folgenden 55 Jahren beschäftigt – in all den Jahren wunderbar unterstützt von der Bildhauerin Doris Waschk-Balz und unserem Sohn.

Es war ein Doppelleben, immer zweifach, als Lernender und Lehrer,
– nach dem Kunststudium als etwas seltsam verzogener Zeichner
– und als ein ordentlich Texte analysierender Leser und Linguist in der Literaturwissenschaft,
– als trotziger Selbstgänger und Nachtarbeiter am Zeichenbrett – und als Erfinder kommunikativer Lernsituationen en masse in Schule und Hochschule,
– als Verfechter einer absolut freien künstlerischen Grundausbildung auch für die ‚Anwender’, Designer und Illustratoren
– und dennoch auch als Mitarbeiter bei der Erfindung von Lehrplänen und Studienordnungen, damit jene Freiheiten gründlich gesichert werden konnten.

Natürlich, das war ’Arbeit, Arbeit, Arbeit’ (H. Kerkeling). Dabei wurde damals noch Papier angehäuft, wo heute Dateien rascher noch im externen Speicher, in der cloud im Nirgendwo, verschwinden. Hilfreicher und haltbarer waren und sind die Bücher, die für Kopf, Herz und Hand Bewegung und An- und Nach-schub gaben. So war ich jetzt während der Recherche zu meinem neuen Buch ’Vor&NachBilder’ erstaunt, wie sehr der eher private Umgang mit Literatur, die nicht direkt in Kunst und Lehre eingebracht wurde, Humus für die Arbeit, Entwicklung und Weltsicht war.

Rudolf Angeli und Peter Engel hatten mich angeregt, ein Werkverzeichnis der von mir illustrierten Bücher anzulegen und es als erstes Buch in ihrem gerade gegründeten Verlag herauszugeben. Der Vorschlag ehrte, erfreute natürlich und gab mir die Chance, versuchsweise den eigenen Vorlieben und Projekten nachzugehen – und über etwa 50 Jahre hinweg den eignen Zugriff, die Zeichnungen, die Prägungen und die NachBilder zu verfolgen.

Auffallend waren für mich bei der Recherche offensichtliche ’Verklumpungen’ (Th. Kapielski), d.h. ein unbedingter individueller Eifer, von bestimmten Autoren absolut alles gelesen zu haben. Und dahinter verbarg sich wohl auch, dass Lesen, Adaption und Identifikation sehr direkt und distanzlos Treiber in der eigenen Sozialisation waren. Vielleicht war so die totale Kafka-Vereinnahmung zu ausgiebig, die empathische Übernahme der Expressionisten, vor allem des frühen G. Benn, des G. Trakl – mit Zuflucht ins Groteske bei J. von Hoddis, bei O. Panizza – zu kopfunter. Seltener waren Erfahrungen mit den Klassikern. Dem Idealen, harmonisch Geschlossenen abgeneigt beschäftigten mich eher die antiidealistischen Umtriebe, Brechungen – und die fulminanten, skrupellos experimentellen Werke A. Schmidts.

So nah an mir, am Autor selbst, entlang ist nun dieses neue Buch ’Vor&NachBilder, Zeichnungen zur Literatur 1971 – 2021’, das ursprünglich als ordentliches Werkverzeichnis geplant war, etwas aus den Fugen geraten. Mit über 200 Zeichnungen zu den von mir selbst und Verlagen angeregten Ausgaben, mit eigenen und kollegialen Kommentaren, ist es für mich auch eine nicht unkritische Übersicht merkwürdiger Stationen in meinem ‚ziemlich normalen’ Zeichnerleben – und ein Vergnügen, das Zeichnen, “bei dem man das Wunder sieht, dass der ganze Geist unmittelbar in die Fertigkeit der Hand übergeht“ (Hegel) als aufregendes Angebot der Vermittlung zwischen Text und Leser im NachBild wahr zu nehmen. (wk)
(aus „Der Hamburger Bothe“ Nr. 4)